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Viele Jahre lebte ich in Asien, davon die längste Zeit in China, gearbeitet habe ich auch in Singapore, Südkorea, Hongkong und Japan. Im Bildungssektor war ich an verschiedenen Universitäten, darunter an der National University of Singapore tätig. 2001 habe ich ein Netzwerk für Wissensmanagement in Peking gegründet. Dieses internationale Verbundprojekt hatte sich auf die Rekrutierung von (Fach-kräften) Studenten für ausländischen Unternehmen (Deutschland, Österreich, Schweiz) vornehmlich in China spezialisiert. Eine Online-Technologieplattform organisierte Netzwerktreffen zwischen Studierenden und gefragten Partnern aus der Industrie, in sogenannten „Learning Journeys“.

Viele asiatische Länder können auf ein ausgeprägtes, meist gut organisiertes Bildungssystem vertrauen und gewöhnlich wird viel Geld in Bildung investiert. Schon die allgemeine Schulausbildung ist nicht billig, dazu kommen oft MINT-betonten Lehrinhalte und als „Big Business“ der Nachhilfemarkt überall in diesen Ländern. Ebenso ist der Leistungsdruck auf Schüler durch Eltern und das soziale Umfeld sehr stark ausgeprägt. Viele Eltern haben heutzutage nur ein Kind und sind der Meinung, dass eine gute Ausbildung die einzige Möglichkeit ist, später eine erfolgreiche berufliche Karriere zu realisieren. So entsteht Leistungsdruck und Prüfungsstress, der über den gesamten Bildungsweg existent ist.

Lehrpläne werden ständig angepasst, dass auch für Hochschulen gilt. 2007/08 verdoppelten/verdreifachten sich die Studentenanzahl an den Universitäten, überall entstanden neue Campusse. Eine rießige Investition, damit entwickelte man sich auch technologisch, schon 2009/10 gab es digitalisierte Vorlesungen, später bereits „Home-based Learning“. Auch digitale Lernassistenten wurden implementiert, vor allem im Sprachunterricht. So sind Hochschulen meistens sehr gut ausgestattet, bieten mittlerweile international anerkannte Abschlüsse und belegen Top-Rankings.

Bereits 2010 konnte ich in offenen Lernräumen, sogenannten „Makerspaces“ unterrichtet, in denen Studenten ihre Fremdsprachen-Kenntnisse praktisch verbessern konnten oder an Innovationen herangeführt wurden. Gleichfalls wurde das Unternehmertum am Campus gefördert – pädagogisch gesehen ist das kein Nachteil.

Ganz anders in Deutschland, da diskutiert man über quasi nicht vorhandenes digitales Lern-Equipment, Budgets, mangelhaften technischen Internet-Zugang, Lehrermangel oder wie viel eine Lehrkraft verdienen sollte. Das ist für mich leider schwer nachvollziehbar, da gute Bildung im Allgemeinen eine Voraussetzung ist, um den realen anstehenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Zudem fehlt mir ehrlich gesagt, bei der Bildungsdiskussionen die Dynamik, die ich aus Asien kenne.

Statement des Dozenten